Quimili, im Dezember 2013

Liebe Freunde in Deutschland!

Ich möchte Sie, meine Freunde und Wohltäter in Deutschland, herzlich grüßen und ich freue mich, durch unseren Kontakt mein Leben hier in Argentinien ein wenig mit Ihnen teilen zu dürfen.

Dieses Mal möchte ich meine Erinnerungen an die Anfänge meiner Tätigkeit im Jahr 1988 in Quimili schildern und wichtige Ergebnisse, die mir im Gedächtnis blieben:

Im Juni dieses Jahres feierte unsere Pfarrei 25 Jahre ihres Bestehens. Der Bischof, fast alle Priester der Diözese und viele, viele Gläubige waren anwesend. Unsere Kirche war zu klein, um alle Leute zu fassen und viele Menschen haben auf dem Platz vor der Kirche mitgefeiert. Wir dankten Gott für all das Gute, was wir tun konnten und ganz speziell haben wir für unsere Wohltäter gebetet, denn dank ihrer Spenden konnten wir viele Projekte realisieren.

Die Geschichte der Pfarrei begann am 29. Juni 1988, als das Pfarrgrundstück am Stadtrand von Quimili eingesegnet wurde. Es war eine Wiese voller Gestrüpp und Ungeziefer, mehr nicht. Ein Mitbruder aus Polen und ich - beide waren wir Neuankömmlinge in Argentinien - mieteten als Pfarrhaus ein einfaches Gebäude. Noch hatte es keine Wasserleitungen, so mussten wir jeden Tag 20 l Wasser aus einem nahe gelegenen Kloster holen und damit den Bedarf zu kochen, trinken und zwei Duschen täglich in diesem heißen Klima decken. Viele Familien hatten zu dieser Zeit gar kein Wasser. Bis heute ist der Niederschlag unser einziges Trinkwasser, weil das Grundwasser sehr salzig ist und Arsen enthält.

Die finanzielle Hilfe zweier deutscher Priester erlaubte uns nun innerhalb eines Jahres auf dem Grundstück eine Kirche zu errichten. Die Priester, welche uns das Geld spendeten, hießen Peter und Paul. Aus diesem Motiv nannten wir die Pfarrei nach ihnen: San Pedro y San Pablo.

Schon in diesem ersten Jahr meiner Tätigkeit in Quimili haben wir eine Essküche für Kinder armer Familien geöffnet. Zunächst haben wir nur Tische unter Bäumen aufstellen können, an denen die Kinder essen konnten. Wir waren mit dieser Initiative die erste Kinderspeisung in unserer Diözese und diese wurde in der ganzen Zeit nie geschlossen, obwohl jeden Tag ein warmes Mittagessen für 300 Kinder zubereitet wird. Dieses Werk ist das größte Zeugnis der christlichen Liebe in der 25 jährigen Geschichte unsere Pfarrei. Es sind die Ärmsten und Wehrlosesten, die hier jeden Tag eine warme Mahlzeit bekommen und dann wieder in ihre kleinen Hütten ohne Bad, Küche, Wasser und Strom zurückkehren – die Kinder.

Die Organisation der Pfarrei begann also bei Null. So haben wir zuerst die Kirche gebaut, dann das Pfarrhaus und das Gebäude für die Kinderspeisung. Später erweiterten wir den Bau um Räume für den Religionsunterricht und um ein kleines Altenheim. Leider werden alte und kranke Menschen schlecht von ihren Familien behandelt und leiden häufig Hunger. Wenn sie keine andere Bleibe mehr haben, können wir einige von ihnen bei uns aufnehmen.

Am schwierigsten für mich waren immer die Fahrten in Gebiete ins Innere der Pfarrei. Wir haben 27 Ansiedlungen, die bis zu 100 km entfernet sind. Und sie alle zu besuchen, ist ein großes Problem. Die Straßen sind schlecht und nach Regenfällen unbefahrbar. Solche Fahrten beginnen früh morgens und dauern bis spät in die Nacht. In diesen Besiedelungen haben wir im Lauf der Jahre 12 weitere Gebäude errichtet, welche uns als Kapellen oder zu caritativen Aktivitäten dienen.

Das größte soziale Problem in unserer Zone ist die Armut der Leute, fast 40% leben unter solchen Bedingungen. Es ist schwierig sich die Konditionen und Probleme vorzustellen, unter denen die Menschen leiden ohne Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Arbeitsmangel und schlechte Regierungen erwecken keine Hoffnung. Der hl. Vater Francisco ruft immer wieder zur Solidarität mit den Armen auf. Als er Bischof war, besuchte er die Armenviertel in Buenos Aires, die ganz in der Nähe der Luxushotels und der Wolkenkratzer liegen. Dieses Verhalten bedeutet mir Trost und Hoffnung.

In meiner Erinnerung habe ich viele schöne Momente und Erfahrungen. Ich bin zufrieden, dass ich als Priester in einem für Europäer unbekannten Kontinent mit anderer Kultur arbeiten kann. Meine Begleiter waren Missionare aus Polen, Argentinien, Paraguay, Spanien und sogar ein Inder. Im Pfarrhaus hängen die Fotos an den Wänden und erzählen die Erinnerungen und sind Zeugnis ihrer Arbeit.

Natürlich wären alle meine Bemühungen in Quimili ohne die Unterstützung der Wohltäter – ohne IHRE Unterstützung, nicht möglich. Die Pfarrei San Pedro y San Pablo kann nichts anderes machen, als IHRE Hände und Herzen weiterzugeben! Sie machen es uns möglich, hier zu leben, zu arbeiten und anderen zu helfen. Vor allem die Kinderspeisesäle funktionieren nur mit Ihren großherzigen Spenden. Von Anfang an unterstützte uns Frau Dorothea Schlegl aus Regensburg mit ihrer Familie und Freunden. Später kamen die Hilfe der Pfarrei aus Gauting mit dem Verein „Hilfe für Quimili e.V.“ sowie der Grundschulen Gauting und Starnberg mit dazu. Meinen Dank für diese treue und großartige Hilfe kann ich nicht in Worte fassen.

So beende ich diesen Brief mit meinem tiefen Wunsch und Gebet:

Möge Gott immer unsere Wohltäter und Freunde begleiten!
Möge das Jahr 2014 für Sie erfolgreich sein und Segen und Gnade über allem sein!

Mit Ihnen wie immer im Geiste verbunden grüße ich Sie herzlichst,
Ihr

Pater Eugenio Milewicz